Tausend Trainer schon verschlissen, Spieler kommen, Spieler gehen. Doch nun gehen auch die Werte des Vereins.
Sportlich und moralisch erlebte der FC Schalke 04 in den vergangenen Jahren einen Niedergang vom Champions League-Halbfinalisten zur Lachnummer der Liga. Vom Kumpel- und Malocherclub zum asozialen Kapitalunternehmen.
Wir Fans dürfen nicht weiter zuschauen und müssen neben der sportlichen Misere auch die (Doppel-)Moral des Vereins und seiner Gremien hinterfragen.
In den vergangenen Jahren gab es viele bittere Pillen zu schlucken und Possen, die teilweise schnell seitens des Vereins wieder ausgebessert wurden, jedoch auf der Schalker-Fanseele trotzdem Narben hinterlassen haben:
Wir alle denken nur ungern zurück an Kartenpreisausschüsse mit Peter Peters, Viagogo als Sponsor oder das unsägliche Verhalten des Vereins nach den rassistischen Äußerungen von Clemens Tönnies auf dem Handwerkertag in Paderborn im August 2019. Das vor kurzem publizierte Vorgehen bei der Rückerstattung von Ticketkosten (Stichwort: Härtefallantrag) stellt dabei nur die Spitze des Eisbergs dar.
Sowohl Werte als auch Leitbild des FC Schalke 04 wurden dabei stets mit Füßen getreten, sodass das Leitbild aktuell wertlos erscheint. Dieses Schalker Leitbild besagt, dass keine Diskriminierung von Schalkern ausgeht, stets respektvoll miteinander umgegangen wird. Ein langfristiges sportliches Konzept soll stets angestrebt werden.
Demgegenüber steht die bittere Realität, der wir uns seit Monaten stellen müssen:
Der Schalker Ehrenrat wertet die Aussagen von Clemens Tönnies im August 2019 als diskriminierend, aber nicht rassistisch und entscheidet, es genüge, den Posten als Aufsichtsratsvorsitzenden für drei Monate ruhen zu lassen – eine Farce, die die Befangenheit eines Großteils der Mitglieder des Ehrenrats offenbart.
Spätestens aber mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurde der respektvolle Umgang mit unserem Leitbild und über 160.000 Schalke-Mitgliedern endgültig über Bord geworfen. Beispielhaft führen wir hier die unsäglichen Härtefallanträge für die Rückerstattung von Ticketkosten und die Entlassung von 24 sogenannten “Mini-Jobbern”, die nun durch einen externen Dienstleister ersetzt werden. Soziale Verantwortungslosigkeit und kommunikative Inkompetenz gehen auf Schalke seit Monaten Hand in Hand.
Dass der FC Schalke 04 durch die aktuellen Vorkommnisse rund um Clemens Tönnies’ Fleisch-Imperium zumindest mittelbar einen erheblichen Imageschaden erleidet, ist offensichtlich.
Ebenso wenig verwunderlich sind die Phrasen, mit denen Tönnies nun der Öffentlichkeit versucht glaubhaft zu machen, dass sich in Zukunft in seinem Unternehmen alles zum Besseren wendet („Ich stehe dafür gerade, und wir kommen da raus“, “[…] an vorderster Front kämpfen.”).
Wir haben diese Parolen satt, kennen wir sie aus der Schalke Vergangenheit doch nur zur Genüge.
Auf der Mitgliederversammlung 2016 sagte Tönnies: “An Christian Heidel könnt ihr mich messen.” Konsequenzen blieben nach dem sportlichen Niedergang abermals aus.
Ein Jahr zuvor behauptete er, der eingetragene Verein habe auf Schalke Bestand, so lange Clemens Tönnies da sei.
Nach übereinstimmenden Medienberichten ist es Tönnies nun selbst, der die Ausgliederung des FC Schalke 04 vorantreibt.
Die aktuelle Entwicklung, sowohl sportlich und wirtschaftlich als auch der Umgang mit den Werten und der sozialen Verantwortung des FC Schalke 04 muss Konsequenzen haben. Wir suchen daher den Dialog mit dem Vorstand und möchten, dass dieser seinen Mitgliedern transparent die Strategie aus der Krise aufzeigt.
Steht auf, wenn Ihr Schalker seid!
Lasst euch den Untergang der Werte des Vereins nicht gefallen und erhebt eure Stimme, damit Schalke 04 der Verein bleibt, den wir Jahrzehnte lang geliebt haben.